Sowing Seeds for Diversity – Realexperiment erfolgreich durchgeführt
Wie kann Vielfalt erfahrbar gemacht werden? Welche Erkenntnisse gewinnen Teilnehmende durch kreatives Auseinandersetzen mit einem erlebten, die Emotionen ansprechenden Perspektivwechsel. Mit diesen Fragen begaben sich die Teilnehmenden und Organisatorinnen des Realexperiments „Sowing Seeds for Diversity“ im Rahmen der Lehrveranstaltung „Digging for Diversity – Interdisziplinäre Perspektiven auf Vielfalt in regenerativen Gesellschaften“ am 6. und 13. Mai auf eine Lehr- und Lernreise. In zwei vierstündigen Workshops erprobten die Studierenden und Lehrenden jeweils eine tiefenökologische Übung (Deep Time Walk & Council of All Beings) und setzten sich danach kreativ-angeleitet mit den erlebten Erfahrungen auseinander.
Den Auftakt des Realexperiments formte ein Deep Time Walk, bei dem 4,6 Mrd. Jahre Erdgeschichte während eines geführten 4,6 km langen, kontemplativen Spaziergangs um den Aasee erfahrbar gemacht wurden. Das Konzept wurde 2007 von Dr. Stephan Harding in Zusammenarbeit mit dem Geologen Sergio Maraschin entwickelt und fußt auf der Idee, Geschichten über Zeit und Raum hinweg zu erzählen und Zeit damit eine räumliche Komponente zu geben. Der Deep Time Walk ist geprägt von der Vorstellung, dass jeder gegangene Schritt etwa 1 Millionen Jahre Erdgeschichte repräsentiert. Alle 100-200 Meter (bzw. Millionen Jahre) wurde das Laufen von Informationen und bebilderten Karten unterbrochen, die die Erdformation und die Entstehung des Lebens auf der Erde erzählten. Als besonders beeindruckend beschrieben die Teilnehmenden die Erkenntnis, dass moderne Menschen erst auf den letzten 10 mm des Spazierganges Teil der Geschichte wurden.
Zur Vorbereitung auf den zweiten Teil des Workshops hatten die Teilnehmenden die Aufgabe bekommen, auf dem Spaziergang Gegenstände einzusammeln. Von Steinen, über Rinde, Blüten und Blättern, bis hin zu Scherben und Kronkorken aber auch Geräuschen war einiges dabei. Diese Dinge wurden im Anschluss an den Deep Time Walk zur Inspirationsquelle für künstlerisches Arbeiten. Dazu standen den Teilnehmenden eine Vielzahl an Materialien (Kreide, Kohle, Wachsstifte, Wasser- und Acrylfarben, Fineliner uvm.) zur Verfügung. Angeleitet von der Illustratorin und Künstlerin Verena Braun konnten die Teilnehmenden so auf eine haptische und kreative Weise die Erlebnisse des Spaziergangs verarbeiten, sich auf andere Weise und anderer Perspektive mit dem Erlebten auseinandersetzen und zeitgleich etwas Neues erschaffen. Viele Teilnehmenden berichteten in der folgenden Woche, dass sie der Deep Time Walk nachträglich beeindruckt und zum Perspektivwechsel angeregt habe. Viele waren mit Mitbewohner*innen und Freund*innen über das Konzept, das Erlebnis und mögliche Interpretationen ins Gespräch gekommen.
Im zweiten Teil des Realexperiments formten die Teilnehmenden ein „Council of all Beings – Rat aller Lebewesen“. Während einer ersten stillen Übung wurden die Teilnehmenden eingeladen, sich in eine Entität ihrer Wahl hineinzuversetzen. Was macht diese aus? Was hat sie für körperliche oder materielle Eigenschaften, für Fähigkeiten, wie steht es um ihre Lebensbedingungen? Was kann Sie den Menschen mitgeben, was können Menschen von ihr lernen? Nach einer ersten individuellen Auseinandersetzung kamen die Entitäten in Kleingruppen zusammen, um sich voneinander zu erzählen, Herausforderungen zu teilen und zu beraten.
Auch beim zweiten Workshop folgte der tiefenökologischen Übung eine künstlerische Annäherung und Auseinandersetzung mit dem Erlebten und einer Kontextualisierung im Rahmen regenerativer Gesellschaften. Nach einer Aufwärmphase für Hände, Gelenke und Arme sowie einer angeleiteten Übung zu verschiedenen Zeichentechniken und Materialien wurden die Teilnehmenden eingeladen, sich erneut in die Entität aus der Übung hineinzuversetzen und ihr kreativen Ausdruck zu verleihen.
Die Ergebnisse und Reflektionen der beiden Realexperimente, in deren Rahmen die Workshops stattfanden werden im Herbst 2025 in einer frei-verfügbaren Handreichung veröffentlicht.

