Nachhaltigkeit lehren – aber wie?  

Die Herausforderungen unserer Zeit – von der Klimakrise über soziale Ungleichheit bis hin zu globalen Ressourcenfragen – erfordern ein grundlegendes Umdenken. Auch in der Hochschullehre stellt sich zunehmend die Frage:

Welche Kompetenzen brauchen wir, um nachhaltiges Denken und Handeln zu fördern – und wie können wir diese wirksam vermitteln? 

Mit dieser Frage beschäftigen sich aktuell gleich mehrere Initiativen im Rahmen des Connect Future an der FH Münster.  

 

Was brauchen Lehrende, um Nachhaltigkeit zu lehren? Eine qualitative Studie gibt Einblicke 

Masterstudierende des Studiengangs International Marketing and Sales haben Lehrende interviewt, die bereits Module mit Nachhaltigkeitsbezug unterrichten. Ziel war es herauszufinden, welche Kompetenzen sie nutzen und entwickeln, wo sie Unterstützung brauchen – und welche institutionellen Rahmenbedingungen förderlich oder hemmend wirken. 

Die Ergebnisse zeigen: 

  • Hohe intrinsische Motivation: Viele Lehrende möchten Nachhaltigkeit aktiv integrieren – fühlen sich dafür aber häufig nicht ausreichend vorbereitet.
  • Bedarf an gezielter Unterstützung: Gewünscht werden praxisnahe Schulungen, Austauschformate, offene Materialien sowie Anreize wie Zertifikate oder Lehrentlastung. 
  • Hemmnisse: Zeitmangel, die Komplexität des Themas, starre Curricula und fehlende didaktische Orientierung erschweren die Umsetzung. 
  • Potenzial von Netzwerken: Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Peer-to-Peer-Lernen fördern die Kompetenzentwicklung – stoßen jedoch oft an institutionelle Grenzen. 

Kompetenzen für nachhaltige Transformation: Mehr als Fachwissen 

Neben fachlichen Inhalten rückt auch eine andere Dimension immer mehr in den Fokus: Persönlichkeitskompetenzen. 
Denn nachhaltiger Wandel braucht nicht nur Wissen – sondern auch innere Fähigkeiten wie Selbstreflexion, Mut, Empathie, Wertebewusstsein und Selbstwirksamkeit. 

Genau hier setzt das Experiment „Karriere mit Impact – Inner Change for Outer Impact“ von Studierenden des Masterstudiengangs Nachhaltige Transformationsgestaltung an. Im Fokus steht das Konzept der Inner Development Goals – ein Rahmenwerk für menschliche Fähigkeiten, die wir für nachhaltige Transformation brauchen. 
Beim ersten Workshop kamen 13 Lehrende und 11 Studierende aus sieben Fachbereichen zusammen. Gemeinsam wurde erlebt, diskutiert und reflektiert, wie sich Persönlichkeitsentwicklung und Lehre sinnvoll verbinden lassen – und welche neuen Formen der Zusammenarbeit dadurch entstehen können.

 

Besonders wertvoll: 
Der Dialog auf Augenhöhe zwischen Lehrenden und Studierenden, das gemeinsame Lernen – und die Erkenntnis, dass transformative Bildung vor allem Beziehungsarbeit ist. 

 

Ganzheitliche Transformation beginnt im Kleinen 

Auch auf struktureller Ebene bewegt sich etwas: 
Demnächst startet eine interne Schulung zum Thema Nachhaltigkeit für verschiedene Serviceeinrichtungen der Hochschule. Ziel ist es, Nachhaltigkeit nicht nur in der Lehre, sondern im gesamten Hochschulbetrieb zu verankern – im Sinne des Whole Institution Approach. 

 

Fazit: Nachhaltigkeit lehren heißt, gemeinsam zu lernen

Die Projekte zeigen: 

Es tut sich viel – aber wir stehen erst am Anfang. 

Um nachhaltige Entwicklung an Hochschulen zu fördern, braucht es sowohl strukturelle Rahmenbedingungen als auch Räume für persönliche Entwicklung und kollegialen Austausch. 

Nachhaltigkeit zu lehren heißt auch, sich selbst weiterzuentwickeln – gemeinsam, mutig und mit einem offenen Blick. 

Katharina Kipp / FH Münster
Katharina Kipp / FH Münster